ABC-Analyse: Unterschied zwischen den Versionen
K |
K (→Durchführung) |
||
(26 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
+ | Die '''ABC-Analyse''' wird zur Ermittlung der wertmäßigen Verteilung der Lagerartikel auf das Sortiment und deren Klassifizierung verwendet. Im folgenden wollen wir die ABC-Analyse für Lagerartikel betrachten. | ||
+ | |||
+ | == Sinn und Zweck == | ||
[[Bild:ABC-Analyse.png|framed]] | [[Bild:ABC-Analyse.png|framed]] | ||
− | Oftmals ist ein | + | Oftmals ist ein großteil des im [[Lager]] gebundenen Kapitals auf eine Stückzahlmäßig geringe Anzahl von [[Ware]]n verteilt. Die ABC-Analyse gibt in der Logistik Auskunft über diese Kapitalverteilung auf einzelne Waren im Lager. Sie zeigt deutlich bei welchen Waren besonders auf [[Bestandsoptimierung]] geachtet werden sollte. Bei Normteilen wie Schrauben die in grossen Stückzahlen benötigt werden macht eine aufwendige Bestandsoptimierung kaum Sinn. Es ist wirtschaftlich einfach nicht Sinnvoll, einen Mitarbeiter mit dem einholen von [[Angebot]]en, deren [[Angebotsvergleich|Vergleich]] und der Ermittlung des optimalen [[Lagerbestand]]es Stundenlang zu beschäftigen um ein paar Euro beim [[Einkauf]] zu sparen. Da diese Teile sehr wenig Platz im Lager einnehmen und auch Preisgünstig zu erwerben sind. Hinzu kommt dabei auch noch das gerade Normteile oftmals von vielen [[Lieferant]]en zu ähnlichen Konditionen und ohne große [[Lieferverzögerung]]en zu beziehen sind.<br /> |
− | Bei speziell für die eigene Produktion, von Fremdherstellern eingekauften Teilen sieht die Situation ganz anders aus. Diese Teile werden oft nur auf Bestellung angefertigt und sind meist auch auf einem anderen Preisniveau angesiedelt. Hier lohnt es sich ganz besonders auf optimale Bestände zu achten um: | + | Bei speziell für die eigene Produktion, von Fremdherstellern eingekauften Teilen sieht die Situation ganz anders aus. Diese Teile werden oft nur auf [[Bestellung]] angefertigt und sind meist auch auf einem anderen Preisniveau angesiedelt. Hier lohnt es sich ganz besonders auf optimale Bestände zu achten um: |
− | : 1. Die Kapitalbindung im Lager gering zu halten.<br /> | + | : 1. Die [[Kapitalbindung]] im Lager gering zu halten.<br /> |
− | : 2. | + | : 2. [[Rabatt]]e des Herstellers optimal zu nutzen.<br /> |
: und | : und | ||
− | : 3. um Transport und Verpackungskosten zu optimieren.<br /> | + | : 3. um [[Transport]] und [[Verpackungskosten]] zu optimieren.<br /> |
+ | {{Absatz}} | ||
+ | == Durchführung == | ||
Um eine ABC-Analyse durchführen zu können werden zunächst folgende Daten benötigt: | Um eine ABC-Analyse durchführen zu können werden zunächst folgende Daten benötigt: | ||
− | : - Artikel (-nummer) | + | : - [[Artikel]] (-nummer) |
− | : - Jahresverbrauch | + | : - [[Jahresverbrauch]] |
: - Stückpreis | : - Stückpreis | ||
− | Wenn diese Daten vorliegen wird der jährliche Verbrauchswert errechnet. | + | Wenn diese Daten vorliegen wird der jährliche [[Verbrauchswert]] errechnet. |
− | : [[Bild:Vwert.png | + | : [[Bild:Vwert.png]]<br /> |
+ | |||
Nun werden die Artikel absteigend nach ihrem Verbrauchswert sortiert und der prozentuale Anteil der einzelnen Artikel am gesamten Verbrauchswert ermittelt. | Nun werden die Artikel absteigend nach ihrem Verbrauchswert sortiert und der prozentuale Anteil der einzelnen Artikel am gesamten Verbrauchswert ermittelt. | ||
− | : | + | : [[Bild:Vwges.png]]<br /> |
− | + | : [[Bild:prozVwges.png]]<br /> | |
+ | |||
+ | Jetzt werden die prozentualen Verbrauchswerte aufaddiert (kumuliert) und die [[ABC-Grenze]]n zwischen den einzelnen Klassen gezogen. In der Regel wird eine Abgrenzung bis 95% für A-Güter, von 95% bis 80% für B-Güter verwendet, der Rest wird als C-Güter klassifiziert. Diese Grenzen sind variabel. Mit der ABC-Analyse sollen Artikel mit ungefähr gleichem Anteil in die selbe Gruppe eingeordnet werden. So macht es kaum Sinn die Grenze starr bei 80% zu ziehen wenn wir ein Teil mit 79,9% und eines mit 80,1% haben. Diese Teile würden dann obwohl sie Anteilsmäßig dicht beieinander liegen in zwei verschiedene Kategorien einsortiert. Daher muss bei der Festlegung der Grenzen darauf geachtet werden das die Gruppen möglichst klar abgegrenzt werden. | ||
+ | |||
+ | Die fertige ABC-Analyse könnte dann wie das folgende Beispiel aussehen: | ||
+ | [[Bild:ABC-Analyse2.png|framed|center]] | ||
+ | |||
+ | == weitere Anwendungsmöglichkeiten == | ||
+ | Eine ABC-Analyse lässt sich nicht ausschließlich auf die Kapitalbindung von Waren anwenden. Möglich sind weitere Einsatzmöglichkeiten mit zum Beispiel Klassifizierung nach: | ||
+ | :'''Umschlagshäufigkeit''' | ||
+ | :Hierbei werden die verschiedenen Güter nach ihrer Zugriffshäufigkeit sortiert. Ziel ist es, die Wegezeiten eines Kommisionierers möglichst gering zu halten. Um dies zu erreichen werden häufig benötigte Güter in der Nähe des Kommisionierplatzes oder bei Anwendung der Stichgangstrategie nahe des Hauptkorridors platziert. | ||
+ | |||
+ | :'''Umsatz''' | ||
+ | :Es ist ebenso möglich Waren nach ihrem Umsatzanteil einzuteilen. Dadurch kann zum Beispiel schnell festgestellt werden welche Waren für den meisten Umsatz des Unternehmens sorgen. Es hat meist fatale betriebswirtschaftliche Folgen wenn umsatzstarke Teile nicht am Lager bereitliegen. | ||
+ | |||
+ | :'''Beschaffung''' | ||
+ | :Die Schwierigkeit der WB ( Wiederbeschaffung ) läßt sich auch mit der ABC- Einteilung darstellen. So sind dann z.B. A- Artikel mit einer langen WBZ ( Wiederbeschaffungszeit ) behaftet. Also obligen diese einer gesonderten Bestandsüberwachung. | ||
+ | |||
+ | Sollen mehrere ABC-Analysen miteinander kombiniert werden, dann werden beispielsweise den nach Verbrauchsschwankungen sortierten Artikeln die Buchstaben X, Y und Z zugewiesen. Mit dieser Kombination die auch [[ABC-XYZ-Analyse]] genannt wird lässt sich eine übersichtliche Matrix erstellen. Demnach wären dann AX-Güter diejenigen mit einem hohen Kapitalbindungsanteil und hohen Verbrauchsschwankungen. CZ-Teile dagegen werden konstant in ungefähr gleichen Mengen benötigt und haben gleichzeitig nur einen geringen wertmäßigen Anteil am gesamten Lagerbestand. | ||
+ | |||
+ | ==Vor- und Nachteile== | ||
+ | Einer der größten Vorteile der ABC-Analyse ist ihre einfach Durchführbarkeit. Auch die Möglichkeit die Ergebnisse graphisch einfach und übersichtlich Darstellen zu können spricht, neben der Tatsache das sie in vielen Unternehmensbereichen einsetzbar ist, für die ABC-Analyse. Abstriche müssen gemacht werden weil die ABC-Analyse nur eine grobe Einteilung der Artikel zulässt. Sicher kann die Anzahl der verwendeten Klassen erweitert werden, nur ändert das nichts am Hauptproblem beim erstellen der Analyse die das vorhandensein der benötigten realen Daten erfordert. Es lassen sich demnach nur Ist-Zustände Analysieren, eine Prognose ist damit nicht möglich. | ||
+ | |||
+ | ==siehe auch== | ||
+ | * [[XYZ-Analyse]] | ||
+ | * [[ABC-XYZ-Analyse]] | ||
− | + | [[Kategorie:Lagerkennziffern]] |
Aktuelle Version vom 13. März 2014, 06:53 Uhr
Die ABC-Analyse wird zur Ermittlung der wertmäßigen Verteilung der Lagerartikel auf das Sortiment und deren Klassifizierung verwendet. Im folgenden wollen wir die ABC-Analyse für Lagerartikel betrachten.
Inhaltsverzeichnis
Sinn und Zweck
Oftmals ist ein großteil des im Lager gebundenen Kapitals auf eine Stückzahlmäßig geringe Anzahl von Waren verteilt. Die ABC-Analyse gibt in der Logistik Auskunft über diese Kapitalverteilung auf einzelne Waren im Lager. Sie zeigt deutlich bei welchen Waren besonders auf Bestandsoptimierung geachtet werden sollte. Bei Normteilen wie Schrauben die in grossen Stückzahlen benötigt werden macht eine aufwendige Bestandsoptimierung kaum Sinn. Es ist wirtschaftlich einfach nicht Sinnvoll, einen Mitarbeiter mit dem einholen von Angeboten, deren Vergleich und der Ermittlung des optimalen Lagerbestandes Stundenlang zu beschäftigen um ein paar Euro beim Einkauf zu sparen. Da diese Teile sehr wenig Platz im Lager einnehmen und auch Preisgünstig zu erwerben sind. Hinzu kommt dabei auch noch das gerade Normteile oftmals von vielen Lieferanten zu ähnlichen Konditionen und ohne große Lieferverzögerungen zu beziehen sind.
Bei speziell für die eigene Produktion, von Fremdherstellern eingekauften Teilen sieht die Situation ganz anders aus. Diese Teile werden oft nur auf Bestellung angefertigt und sind meist auch auf einem anderen Preisniveau angesiedelt. Hier lohnt es sich ganz besonders auf optimale Bestände zu achten um:
- 1. Die Kapitalbindung im Lager gering zu halten.
- 2. Rabatte des Herstellers optimal zu nutzen.
- und
- 3. um Transport und Verpackungskosten zu optimieren.
Durchführung
Um eine ABC-Analyse durchführen zu können werden zunächst folgende Daten benötigt:
- - Artikel (-nummer)
- - Jahresverbrauch
- - Stückpreis
Wenn diese Daten vorliegen wird der jährliche Verbrauchswert errechnet.
Nun werden die Artikel absteigend nach ihrem Verbrauchswert sortiert und der prozentuale Anteil der einzelnen Artikel am gesamten Verbrauchswert ermittelt.
Jetzt werden die prozentualen Verbrauchswerte aufaddiert (kumuliert) und die ABC-Grenzen zwischen den einzelnen Klassen gezogen. In der Regel wird eine Abgrenzung bis 95% für A-Güter, von 95% bis 80% für B-Güter verwendet, der Rest wird als C-Güter klassifiziert. Diese Grenzen sind variabel. Mit der ABC-Analyse sollen Artikel mit ungefähr gleichem Anteil in die selbe Gruppe eingeordnet werden. So macht es kaum Sinn die Grenze starr bei 80% zu ziehen wenn wir ein Teil mit 79,9% und eines mit 80,1% haben. Diese Teile würden dann obwohl sie Anteilsmäßig dicht beieinander liegen in zwei verschiedene Kategorien einsortiert. Daher muss bei der Festlegung der Grenzen darauf geachtet werden das die Gruppen möglichst klar abgegrenzt werden.
Die fertige ABC-Analyse könnte dann wie das folgende Beispiel aussehen:
weitere Anwendungsmöglichkeiten
Eine ABC-Analyse lässt sich nicht ausschließlich auf die Kapitalbindung von Waren anwenden. Möglich sind weitere Einsatzmöglichkeiten mit zum Beispiel Klassifizierung nach:
- Umschlagshäufigkeit
- Hierbei werden die verschiedenen Güter nach ihrer Zugriffshäufigkeit sortiert. Ziel ist es, die Wegezeiten eines Kommisionierers möglichst gering zu halten. Um dies zu erreichen werden häufig benötigte Güter in der Nähe des Kommisionierplatzes oder bei Anwendung der Stichgangstrategie nahe des Hauptkorridors platziert.
- Umsatz
- Es ist ebenso möglich Waren nach ihrem Umsatzanteil einzuteilen. Dadurch kann zum Beispiel schnell festgestellt werden welche Waren für den meisten Umsatz des Unternehmens sorgen. Es hat meist fatale betriebswirtschaftliche Folgen wenn umsatzstarke Teile nicht am Lager bereitliegen.
- Beschaffung
- Die Schwierigkeit der WB ( Wiederbeschaffung ) läßt sich auch mit der ABC- Einteilung darstellen. So sind dann z.B. A- Artikel mit einer langen WBZ ( Wiederbeschaffungszeit ) behaftet. Also obligen diese einer gesonderten Bestandsüberwachung.
Sollen mehrere ABC-Analysen miteinander kombiniert werden, dann werden beispielsweise den nach Verbrauchsschwankungen sortierten Artikeln die Buchstaben X, Y und Z zugewiesen. Mit dieser Kombination die auch ABC-XYZ-Analyse genannt wird lässt sich eine übersichtliche Matrix erstellen. Demnach wären dann AX-Güter diejenigen mit einem hohen Kapitalbindungsanteil und hohen Verbrauchsschwankungen. CZ-Teile dagegen werden konstant in ungefähr gleichen Mengen benötigt und haben gleichzeitig nur einen geringen wertmäßigen Anteil am gesamten Lagerbestand.
Vor- und Nachteile
Einer der größten Vorteile der ABC-Analyse ist ihre einfach Durchführbarkeit. Auch die Möglichkeit die Ergebnisse graphisch einfach und übersichtlich Darstellen zu können spricht, neben der Tatsache das sie in vielen Unternehmensbereichen einsetzbar ist, für die ABC-Analyse. Abstriche müssen gemacht werden weil die ABC-Analyse nur eine grobe Einteilung der Artikel zulässt. Sicher kann die Anzahl der verwendeten Klassen erweitert werden, nur ändert das nichts am Hauptproblem beim erstellen der Analyse die das vorhandensein der benötigten realen Daten erfordert. Es lassen sich demnach nur Ist-Zustände Analysieren, eine Prognose ist damit nicht möglich.